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Handwerk findet Umbau gut

Mappe - die Malerzeitschrift 09/2025

1. Sept. 2025

Maler und Lackierer, die im Trockenbau tätig sind, aber auch allgemein in der Gebäudesanierung und im Umbau, haben eine gute Expertise für Umbaumaßnahmen. Sie können auf verschiedene Weise von der Umbaukultur profitieren.

Handwerk findet Umbau gut


Maler und Lackierer, die im Trockenbau tätig sind, aber auch allgemein in der Gebäudesanierung und im Umbau, haben eine gute Expertise für Umbaumaßnahmen. Sie können auf verschiedene Weise von der Umbaukultur profitieren.

Die Umnutzung von Bürogebäuden in Wohnungen bietet eine Vielzahl unterschiedlicher Tätigkeiten im Trockenbau, der Akustik und in der Raumgestaltung. Maler und Lackierer können mit der Umnutzung von Bürogebäuden in Wohnräume ihren Kundenstamm erweitern und neue Zielgruppen ansprechen, wie Immobilienentwickler, Investoren und Wohnungseigentümer, die an hochwertigen Trockenbau- und Sanierungsarbeiten interessiert sind.

Weiterbildung hilft, entsprechende Techniken zu erlernen. Durch die Spezialisierung lassen sich Nischen belegen und es kann ein Wettbewerbsvorteil gesichert werden. Das ist vor allem in städtischen Bereichen der Fall, wo der Bedarf an spezialisierten Handwerkern wächst. Netzwerke sind hier von Vorteil, denn bei Umbauprojekten ist meist eine enge Zusammenarbeit mit Architekten und Innenarchitekten erforderlich.


Lieber in alten Gebäuden als im Neubau arbeiten

Die meisten Handwerker arbeiten lieber im Umbau und der Sanierung, es sind 78 Prozent. Nur 22 Prozent arbeiten lieber auf einer Baustelle im Neubau. Das ergab eine Umfrage im Handwerk zum Baukulturbericht 2022/23. Das Verhältnis spiegelt sich auch im Umsatz wieder: 71 Prozent werden im Umbau und der Sanierung erzielt, 29 Prozent ihrer Umsätze werden im Neubau generiert.

Auf die Frage: „welcher Bereich wird für Ihr Unternehmen in den nächsten zehn Jahre wichtiger sein wird", sagen 15 Prozent „der Neubau", 85 Prozent sehen die Zukunft im Umbau und der Sanierung.


Dazu passt die Prognose des Baukulturbericht „Neue Umbaukultur": „Grundsätzlich dürfte der Bestandserhalt angesichts steigender Materialpreise wesentlich zur Kostenstabilität des Bauens beitragen - während der anspruchsvollere Umbau dem Handwerk zu neuer Attraktivität verhelfen und damit auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel bieten kann."



Fortbildungen zum Bestandserhalt

Sanierung und Weiterentwicklung des Bestands erfordern häufig individuelle, passgenaue Lösungen. „Individuelle Lösungen sowie Innovationen zu entwickeln, sind Markenzeichen des Handwerks. Diese Fertigkeiten werden seit jeher in der handwerklichen Berufsbildung gefördert und verfeinert", sagt Holger Schwannecke, Generalsekretär des ZDH. Die Absolventinnen und Absolventen der neuen Fortbildung zum „Master Professionell im Hand-werk" sind Expertinnen und Experten für den Erhalt von materiellem wie immateriellem Kulturerbe. Die Fortbildung vermittelt Wissen und Können auf allerhöchstem fachlichem Niveau in Augenhöhe mit dem universitären Master. Eine wichtige Rolle im Umbau, Erhalt und Sanierung von historischer Bausubstanz spielen auch die Restauratorinnen und Restauratoren im Handwerk. In der Fortbildung werden neben traditionellen Handwerkstechniken auch Methoden der Denkmalpflege, naturwissenschaftliche Grundlagen, Stilkunde und weitere relevante Themen vermittelt. Die Restauratoren sind wichtige Fachleute bei Restaurierungen und tragen aktiv zur Bewahrung unseres materiellen Kulturerbes und zum Erhalt unserer kulturellen Identität bei. Ein weiterer zentraler Aspekt der Fortbildung ist, die Bedeutung des Zusammenspiels zwischen Fachleuten, Denkmalämtern, Planenden und Nutzenden zu vermitteln.

Malermeister Uwe Rupp vom Malerfachbetrieb Rupp GmbH in Karlsbad ist für den Umbau eines Bürogebäudes mit dem Maler des Jahres 2025 in der Kategorie Gestaltungskonzept gewerblich/öffentlich ausgezeichnet worden. Der Betriebswirt im Handwerk, der auch Meister des Raumklimas ist, beschreibt wie er zu dem Projekt kam: „Durch die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit unserem Kunden hatte ich mir durch Zuverlässigkeit, Gestaltungskompetenz und gewerkeübergreifendes Fachwissen das Vertrauen erarbeitet, dieses Projekt umsetzen zu dürfen. Wir haben sämtliche Arbeiten - mit Ausnahme der Haustechnik - selbst ausgeführt: vom Rückbau der bestehenden Büroräume über die neue Raumaufteilung mit Trockenbau, der Ertüchtigung der Akustikdecken, den Bodenbelägen bis hin zu den Malerarbeiten. Ziel war die Schaffung einer offenen Bürolandschaft, die dem Konzept des New Work entspricht. Unser Kunde entwickelt Connected-Car-Lösungen für die Automobilindustrie weltweit."


Seit der Corona-Zeit arbeiten viele Beschäftigte überwiegend im Homeoffice.

Zwei Bürogebäude wurden daraufhin stillgelegt. Für projektbezogene Zusammenarbeit und Meetings war jedoch ein flexibler Raum vor Ort notwendig. Die Mitarbeitenden buchen ihre Arbeitsplätze und Besprechungsräume online - je nach Bedarf. Unser Projekt, ein dreigeschossiges Gebäude, wurde so umgestaltet, dass es den neuen Arbeitsmodellen Raum und Flexibilität bietet. „Bei der Auswahl der Materialien folgten wir unserem Leitbild ökologisch/logisch sowie unserem Konzept Raumklima.de. Mit Kalkputzen, Silikatfarben, Akustikteppichfliesen und Akustikmodulen haben wir gezielt Einfluss auf das Raumklima genommen. Die Akustik in den Großraumbüros wurde stark verbessert. Ein durchgängiges Farbkonzept vom Eingangsbereich bis in die Meetingräume sorgt für eine angenehme, wohnliche Atmosphäre. Digitale Fototapeten verleihen jedem Besprechungsraum eine individuelle Identität. Dass wir unsere Gestaltungskompetenz einbringen und unsere Überzeugung in Bezug auf ökologisches Bauen und gesundes Raumklima verwirklichen durften, erfüllt mich mit besonderer Freude."


Das war die größte Herausforderung

Auf die Frage, was die größte Herausforderung bei dem Projekt gewesen sei, sagt Uwe Rupp: „Herausfordernd war der sehr knapp bemessene Zeitrahmen: Das gesamte Projekt musste innerhalb von drei Monaten umgesetzt werden. Ich habe alle Arbeitsschritte - vom Rückbau bis zur letzten Sockelleiste - präzise geplant. Unter Anwendung der Scrum-Methode habe ich das Projekt in einzelne Abschnitte gegliedert, die wir mit passenden Mitarbeitenden schrittweise umgesetzt haben. Es kam immer wieder zu kurzfristigen Änderungen, was eine ständige Anpassung der Planung erforderte. Insgesamt waren zehn Mitarbeitende mit unterschiedlichen Qualifikationen, Stärken und Schwächen beteiligt. Sie gezielt einzusetzen und durch das Projekt zu führen, war anspruchsvoll, aber sehr erfüllend."


Flexible Grundrisse

Auch die Umgestaltung eines Bürogebäudes in einen Wohnraum kann sich Uwe Rupp mit seinem Team gut vorstellen. Er weiß, dass es bei der Umnutzung von Büroräumen zu Wohnraum entscheidend ist, zunächst die Zielgruppe zu definieren: junge Familien, Studierende, Senioren-WGs oder generationenübergreifende Wohnformen. Darauf aufbauend könne man Räume für Gemeinschaft und Begegnung einplanen, etwa Treffpunkte oder Gemeinschaftsküchen. Die Grundrisse sollten flexibel sein, um späteres Vergrößern oder Verkleinern von Wohnungen zu ermöglichen. Der Ausbau sollte mit natürlichen, wohngesunden Materialien erfolgen. „Wichtig ist ein nachhaltiges Energiekonzept auf Basis regenerativer Energien sowie eine Gebäudehülle, die sowohl im Sommer als auch im Winter zuverlässig schützt. Für mich sind das die Maßstäbe zukunftsfähigen, gesunden Bauens."


Arbeiten im Bestand

Auf die Frage, ob er lieber im Bestand oder im Neubau arbeite, sagt Uwe Rupp: „Wir arbeiten überwiegend im Bestand, vor allem bei Privatkunden, Im vergangenen Jahr hatten wir zwei Neubauten, bei denen die Kunden unsere Lehmputze, Kalkputze und mineralischen Oberflächen wünschten - inklusive fugenloser Bader. Im klassischen Neubausegment mit Raufaser und Vliestapete sind wir preislich nicht wettbewerbsfähig. Letztlich entscheidet der Preis darüber, ob wir im Neubau tätig werden. Für uns ist der Bestand nicht nur wirtschaftlich sinnvoller, sondern bietet auch mehr Gestaltungsspielraum und Sinnhaftigkeit im Hinblick auf Nachhaltigkeit."


Tipps vom Meister des Raumklimas

Schließlich gibt der Malermeister und Meister des Raumklimas noch folgende Tipps, auf die Frage, was bei der Umgestaltung von Büros in Wohnungen hinsichtlich Raumluft und Raumklima zu beachten ist.

„Beim Umbau von Bürogebäuden steht heute nicht mehr allein die Funktionalität im Vordergrund, sondern zunehmend auch die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden - das Raumklima. Als 'Meister des Raumklimas betrachte ich dabei nicht nur die Raumluftqualität isoliert, sondern stets das Zusammenspiel aller zwölf Raumklimafaktoren, die Einfluss auf den Menschen nehmen. Dazu zählen u. a. Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftgeschwindigkeit (Zugluft), CO,-Gehalt, Lichtqualität, Akustik, Oberflächentemperaturen, Materialien, Farben und sogar Gerüche.

Gerade in modernen Arbeitswelten wie Open-Space-Büros oder bei der flexiblen Nutzung von Poolarbeitsplätzen kommt es darauf an, ein ausgewogenes, störungsfreies Raumklima zu schaffen - denn Menschen verbringen im Durchschnitt mehr als 80.000 Stunden ihres Lebens an ihrem Arbeitsplatz. Die gesetzlichen Mindestanforderungen, z. B. durch die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV), definiert grundlegende Anforderungen für ein gesundes Raumklima am Arbeitsplatz. Dabei stehen eine angenehme Temperatur und eine ausgewogene Luftfeuchtigkeit im Fokus, um das Wohlbefinden zu fördern. Ebenso wichtig ist eine ausreichende Frischluftzufuhr, um die Konzentrationsfähigkeit zu erhalten.

Auch die Akustik spielt eine große Rolle:

Nachhall und störende Geräusche sollten möglichst minimiert werden. Nicht zuletzt sorgt eine gut durchdachte Beleuchtung - mit viel Tageslicht und blendfreier künstlicher Beleuchtung - für eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Wir nutzen in unseren Projekten moderne Messtechnik zur Analyse des Raumklimas, z. B. für CO,, VOCs, Feinstaub und Feuchtigkeit, ergänzt durch thermografische Aufnahmen und Akustikmessungen. Daraus ergibt sich ein Gesamtbild, auf dessen Grundlage wir sowohl gestalterische als auch bauliche Maßnahmen ableiten können.

Gesunde Materialien spielen ebenfalls eine zentrale Rolle: Wir setzen gezielt auf mineralische Putze wie Kalk und Lehm, Silikatfarben. Emissionsarme Bodenbeläge und schadstofffreie Kleber. Diese Materialien regulieren die Luftfeuchte auf natürliche Weise, puffern Schadstoffe und fördern ein ausgewogenes Innenraumklima. Ein weiteres zentrales Thema ist Zugluft, insbesondere in energetisch sanierten Gebäuden mit kontrollierter Lüftung oder in schlecht geplanten Open-Space-Konzepten. Auch hier helfen uns Messtechniken, kritische Luftgeschwindigkeiten zu identifizieren und durch planerische Anpassungen - etwa die Positionierung von Lüftungsauslässen oder Raumteilern - zu verbessern." Letztlich sei es die Kunst, Technik und Gestaltung miteinander zu vereinen, sodass ein Büro entsteht, in dem sich Menschen nicht nur aufhalten müssen, sondern gerne und leistungsfähig arbeiten. „Denn ein gutes Raumklima lässt sich nicht an einer einzigen Kennzahl festmachen - es zeigt sich im subjektiven Wohlbefinden der Menschen, die dort tagtäglich tätig sind".

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